Über mich und meine Idee
Ich bin Karin, die Witwe des Kölner Malers Wolfgang Siemens. In meinen Berufen Kauffrau und Diplom Sozialarbeiterin war ich in vielen verschiedenen Arbeitsfeldern tätig. Drei Jahrzehnte als Leiterin einer Weiterbildungseinrichtung, dem Bildungswerk der Kölner AWO (Arbeiterwohlfahrt). Dort habe ich meinen Mann kennengelernt. Wir waren 25 Jahre ein Paar und auch beruflich ein erfolgreiches Team. Siemens hat in Kunstkursen Freie Malerei, Aktzeichnen und Aktmalen unterrichtet. Träger war das Bildungswerk, der Unterricht fand in Wolfgangs Atelier statt. An diesen Kursen haben im Laufe der Jahre mindestens 300 Menschen teilgenommen. Ernsthafte Anliegen des Malers waren, Menschen einen Zugang zu Kunst zu ermöglichen, ihre Talente zu fördern und das „Handwerkszeug der Malerei“ zu vermitteln. Dies tat er auch in jungen Jahren als Kunstlehrer an einem Kölner Gymnasium, dort hat er zehn Jahre Kunst unterrichtet.Ein Vierteljahrhundert habe ich den Prozess seines künstlerischen und pädagogischen Schaffens begleitet und engagiert unterstützt. Dieses Engagement war mir eine Herzensangelegenheit und mein Einsatz für die Kunst meines Mannes ist natürlich noch lange nicht abgeschlossen.
Er hat figurativ, expressive Kunst gemalt und sich selbst als „Menschenmaler“ bezeichnet. Im Prozess des Malens war er den Menschen, die er abgebildet hat, immer sehr nah. Er hat uns in die Seele geschaut und hat damit Kunst in hervorragender Qualität geschaffen. Nach seinem Tod erlebe ich häufig recht ungewöhnliche Dinge, die aus meiner Sicht als Betroffene, menschenverachtend und extrem frauenfeindlich sind und die ohne eine gewisse Autoritätsgläubigkeit sicher nicht passieren würden. Dazu gehört auch ein Übergriff auf die Kunst meines Mannes. Unlängst wurde seine Seite aus „datenschutzrechtlichen Gründen“ von Google aus dem Internet entfernt. Auf der Seite selbst wurden Inhalte verändert. Das Gemälde „Frau über Pfütze gehend – mit Schatten“ wurde in „Frau in Pfütze stehend – mit Schatten“ umgetitelt. Es gibt keine „datenschutzrechtlichen Gründe“, die diese Handlung rechtfertigen. Der Künstler selbst kann sich nicht dagegen wehren oder auflehnen. Mich hat dieser Übergriff an Ausstellungsverbote und Kunstschändungen der Nationalsozialisten in der Zeit von 1933 – 1945 erinnert.
Gleichzeitig ist es jedoch auch so, dass mich dieser Übergriff unglaublich anspornt. Gute Kunst kann man nicht blockieren, sie setzt sich letztlich immer durch, wenn wir sie einer breiten Öffentlichkeit zur Betrachtung zur Verfügung stellen. Mit starker Unterstützung ist es sehr schnell gelungen die Originalseite zu sichern, sie in das Format WordPress umzustellen und sie um neue Veröffentlichungen zu ergänzen. Ich bin der Meinung, dass wir verstorbenen Bildenden Künstlern mehr Aufmerksamkeit widmen sollten. In Lagern schlummert sicher sehr viel gute Kunst, die darauf wartet betrachtet zu werden. Meine Recherche dazu hat schnell ergeben, dass es wenig Möglichkeiten gibt, Künstlernachlässe zu veröffentlichen, auszustellen und zu verkaufen. Besucher in meiner Wohnung und im Kunstlager bestätigen mir immer wieder, dass sie die Kunst meines Mannes berührt. Ich kann mir deshalb sehr gut vorstellen, dass es viele kunstinteressierte Menschen gibt, die sich für diese Arbeiten interessieren und die gerne mehr über ihn und sein Werk erfahren möchten. Ich habe mir sehr viele Gedanken hierzu gemacht und in mir ist die Idee gereift, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Deshalb startet nun das Experiment SIEMENS ART ESTATE und bietet eine Auswahl aus dem umfassenden Künstlernachlass zum Verkauf an. Ich freue mich sehr, wenn die Bilder Ihnen gefallen und wenn Sie einen guten Platz finden an dem sie betrachtet werden können. Außerdem hoffe ich, dass andere Erben von Künstlernachlässen mir nacheifern!
Ich bin sehr gespannt wie mein Experiment Ihnen gefällt und wie es sich weiterentwickelt.
Karin Siemens, im September 2020